Googelt man den Begriff „Kernprozess“ bei Wikipedia, so erhält man die Aussage, dass ein Kernprozess ein Wertschöpfungsprozess ist, der durch sogenannte „Enabler“ Management-Prozesse (Geschäftsführung, etc.) und Supportprozesse (Buchhaltung, etc.) funktionsfähig gehalten wird. Demnach stellt der Kernprozess eines Automobilherstellers das Produzieren des Autos dar.[1]

In Folge weitere Ausführung wird hierzu verwiesen, dass ein Kernprozess „beginnend mit dem Kundenwunsch bis zur Erfüllung des Kundenwunsches“ abläuft[2], bezogen auf die vorgenannte Aussage also z. B. das Produzieren von Autos ein Kernprozess ist.

Nach dieser Suggestion kann davon ausgegangen werden, dass im Beispiel der Automobilbranche das reine Produzieren von Autos an sich eine geschäftliche Zweckbindung darstellt und damit vermeintlich der Kundenwunsch mit der Entgegennahme seines Autos erfüllt ist.

Diesseitigen Erachtens ist die Ausführung wenig hilfreich, um in der strategischen Praxisumgebung einen Kernprozess zu formulieren, da viele korrelierende Parameter außer Acht gelassen werden. So wird der Aspekt des Kundenwunsches und die damit verbundene Präferenz zu Gunsten oder gegen einen Hersteller, der durch beispielsweise bekannte Six Sigma-Conjoint-Analysen wie Critical to Customer/Critical to Quality (CTC, CTQ) maßgeblich hergeleitet werden kann, nicht in die Überlegung einbezogen.

Insofern kann die Aussage vielmehr lauten, dass Kernprozesse in einer Prozessmatrix in eine Priorisierung gebracht werden müssten, um das Alleinstellungsmerkmal oder die komparativen Vorteile und Stärken des Unternehmens mit den Präferenzen der Kundenwünsche abzugleichen, deren Marktsegment der Hersteller in einem Oligopol oder Polypol bearbeitet.

Ein Interessent der Marke Porsche wird eine hohe Priorität auf Design, Qualität, Leistung und Image legen, während im Gegenzug ein Interessent der Marke Skoda oder Kia ein günstiges und verbrauchsarmes Auto bevorzugt. Der Autor ist der Auffassung, dass die genannten Automobilhersteller zwar in der gleichen Branche tätig sind, jedoch innerhalb dieser unterschiedliche Marktsegmente, und damit unterschiedliche Adressaten aufgrund ihrer ureigenen Unternehmensstärken ansprechen. Somit existieren unterschiedliche kernprozessuale Ausrichtungen.

Kardinal ist weiterhin, dass die Spezialisierung und die Stärken des Unternehmens durch fortlaufende Marktbeobachtungen fortentwickelt werden und eine latente Markt- und Kundenanpassung im Sinne einer nachhaltigen Unternehmensentwicklung erfolgen. Hierzu verweist der Autor auf seinen Blogbeitrag „strategische Prozessausrichtung“.

Autor

Kwan I. Jao, LL.M.

[1]Abgerufen am 02.07.2018 unter https://de.wikipedia.org/wiki/Kernprozess.

[2]Abgerufen am 02.07.2018, unter Punkt „Merkmale“, 3. Absatz, unter https://de.wikipedia.org/wiki/Kernprozess.